Neulich bin ich wieder vom Mehrabian-Mythos getriggert worden, der auch als 7-38-55-Regel bekannt ist. In einem LinkedIn-Post hat Andreas Winheller zu Recht darum gebeten, diesen Unsinn nicht weiter zu verbreiten.
Das Problem: es sind viele Fehlinterpretationen der Studien von Albert Mehrabian im Umlauf
Es wird immer noch unter Verweis auf „eine Studie von Prof. Mehrabian“ absoluter Blödsinn erzählt.
So wird behauptet, wir würden in der Kommunikation nur zu 7 Prozent verbal wirken und zu 93 Prozent nonverbal.
Manche leiten daraus sogar ab, es sei in Präsentationen gar nicht so wichtig, WAS man sagt. Einzig das WIE des Auftretens (Sprechweise, Mimik, Gestik und sogar Garderobe) sei von Bedeutung.
Viele Varianten dieses Blödsinns sind im Internet zu finden. Und natürlich auch die korrekten Interpretationen sowie Original-Texte von Albert Mehrabian.
Meine Lese-Empfehlung: Erklärvideos für die Lernplattform snipKI.
Kann ChatGPT Fake News von Fakten unterscheiden?
Das wollte ich herausfinden: Fällt ChatGPT auf den Mehrabian-Mythos herein?
Mein Prompt:
Was sagt die Zahlenreihe 7-38-55 nach Albert Mehrabian aus?
ChatGPT:
„Albert Mehrabian ist ein Psychologe, der für seine Studien zur nonverbalen Kommunikation bekannt ist. Eine seiner bekanntesten Theorien ist die sogenannte 7-38-55 Regel, die besagt, dass bei der Kommunikation von Gefühlen und Einstellungen 7 % der Bedeutung durch die verbalen Worte, 38 % durch die Stimmlage und 55 % durch die Körpersprache übermittelt werden.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass diese Regel in ihrem ursprünglichen Kontext speziell auf inkongruente oder widersprüchliche Nachrichten anwendbar ist, d. h. wenn die Worte, die Stimme und die Körperhaltung des Sprechers unterschiedliche Informationen vermitteln. In solchen Fällen neigen die Zuhörer dazu, der Körpersprache und der Stimmlage mehr Bedeutung beizumessen als den tatsächlichen gesprochenen Worten.
Die Zahlenreihe 7-38-55 sollte nicht als allgemeingültige Regel für alle Kommunikationssituationen angesehen werden, sondern vielmehr als eine Möglichkeit, die Bedeutung von nonverbalen Kommunikationsaspekten in bestimmten Situationen hervorzuheben.“
Nicht schlecht, oder?
Der Bot nennt den korrekten Kontext: „Kommunikation von Gefühlen und Einstellungen“ sowie „inkongruente oder widersprüchliche Nachrichten“. Und er stellt klar: „Die Zahlenreihe 7-38-55 sollte nicht als allgemeingültige Regel für alle Kommunikationssituationen angesehen werden.“
Eine Sache musste ich jedoch noch klären: Denn Albert Mehrabian hat sich ausdrücklich nicht mit Körpersprache befasst. Daher fasste ich nach:
Mein zweiter Prompt:
In Ordnung. In der zweiten Versuchsreihe von Prof. Mehrabian wurde das Wort „maybe“, das in drei unterschiedlichen Untertönen negativ, positiv und neutral gesprochen wurde, gegen drei Fotos getestet, die jeweils einen negativen, positiven oder neutralen Gesichtsausdruck zeigten. Kann man hier wirklich von Körpersprache sprechen?
ChatGPT:
„In der von Ihnen beschriebenen Studie von Prof. Mehrabian wurden tatsächlich Fotos verwendet, um verschiedene emotionale Zustände zu vermitteln, anstatt sich auf Körpersprache im eigentlichen Sinne zu konzentrieren. In diesem Zusammenhang wäre es treffender, von nonverbaler Kommunikation oder visuellen Signalen zu sprechen, statt speziell von Körpersprache.
Nonverbale Kommunikation umfasst eine breite Palette von Signalen, die Gefühle und Einstellungen vermitteln können, einschließlich Gesichtsausdrücken, Gesten, Körperhaltung, Blickkontakt und räumlicher Distanz. In Prof. Mehrabians Studie wurde der Fokus auf Gesichtsausdrücke gelegt, um die emotionale Bedeutung der Botschaft zu betonen. Dabei wurden die Stimme und die gesprochenen Worte als weitere Faktoren berücksichtigt.
Die 7-38-55 Regel ist also in gewisser Weise eine Vereinfachung der Ergebnisse von Mehrabians Forschungen. Es ist wichtig zu verstehen, dass nonverbale Kommunikation in vielen verschiedenen Formen auftritt und nicht nur auf Körpersprache beschränkt ist.“
Okay, damit kann ich leben.
Ach was: Ich bin begeistert! ChatGPT (mit dem Modell GPT-4) hat den Test bestanden.
Über Peter Claus Lamprecht (Mr. Praesentare)
Moin, ich bin Peter Claus Lamprecht. Für die meisten bin ich Peter oder PC’L*.
* PC’L ist mein Spitzname und wird »Peeezl« ausgesprochen.
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