Da stehen Sie nun und präsentieren. Sie sind gut vorbereitet und absolut sattelfest im Thema. Ihre PowerPoint-Folien sehen professionell aus und sind sogar plakativ gestaltet (und nicht so überladen wie sonst). Doch Ihre Zuschauer stellen viele Verständnisfragen und zeigen sich manchmal sogar irritiert.
Was ist bloß schief gegangen?
Möglicherweise sind Ihre Folien falsch codiert und daher nicht verständlich. Das Publikum scheitert daran, die Inhalte zu entschlüsseln. Oder es hat Schwierigkeiten, die Aussagen richtig einzuordnen. Im schlimmsten Fall kommen beim Zuschauer sogar ganz andere Botschaften an als die, die Sie eigentlich rüberbringen wollen.
Anhand von drei Beispielen zeige ich Ihnen, wie Sie mit dem richtigen Code Ihre PowerPoint-Folien optimal gestalten und verständlich präsentieren.
Vorweg noch eine wichtige Definition:
Der richtige Code ist eine Frage der Darstellung: Wie stelle ich Präsentationsinhalte verständlich dar?
Dabei ist es egal, ob Sie mit einer Visualisierung, mit einer Anekdote oder mit einer Spielszene einen Sachverhalt verdeutlichen. Wichtig ist allein, dass Sie Bilder in die Köpfe Ihrer Zuschauer malen.
Starten Sie das Kopfkino, mit dem Inhalte leicht erfassbar, verständlich und erlebbar gemacht werden. TwitternPeter Claus Lamprecht
In diesem Artikel beschränke ich mich auf die Visualisierung, auf das Design von PowerPoint-Folien.
Beispiel 1: Einfache Textfolie
Auf der folgenden Folie sehen Sie das Wort „Niveau“. Ganz schlicht mit schwarzer Schrift auf hellem Grund:

Sagt Ihnen das Wort etwas? Kann sein. Möglicherweise haben Sie eine Assoziation. Das hängt davon ab, in welchem Kontext der Vortragende diese Folie zeigt. Hier, im Kontext des Blogartikels, denken Sie vielleicht an das Niveau meines Textes. Oder an das Niveau von Präsentationsgestaltung ganz allgemein. Ich weiß es nicht. Ich kann nur hoffen, dass Sie sich jetzt zumindest fragen, was als nächstes kommt.
Schauen Sie sich also die nächste Folie an: Wieder das Wort „Niveau“.
Doch was ist jetzt anders?

Ich habe nur die Farben, die Schriftart und die Größenverhältnisse verändert. Doch jetzt passiert in Ihrem Kopf bestimmt sehr viel mehr, oder? Sehr wahrscheinlich erkennen Sie die Marke „NIVEA“, denn der Farbcode und die Schriftart entstammen der weltberühmten Creme-Dose. Und das (ziemlich alberne) Wortspiel wird sichtbar, das Sie eventuell schon vom Sprüche-Buch „Niveau ist keine Hautcreme“ von Günther Willen kennen.
Sie erkennen jetzt auch: Folien lassen sich codieren. Der Code hat Einfluss darauf, wie die Zuschauer die Visualisierung interpretieren. Der „richtige“ Code sorgt dafür, dass das Publikum die Bilder so versteht, wie Sie es beabsichtigt haben. Und es ist manchmal eine Herausforderung, diesen richtigen Code zu finden!
Beispiel 2: Screenshot einer Website
Die folgende Folie zeigt ein Abbild meiner Website in einer früheren Version. Wahrscheinlich werden Sie das erkannt haben, denn Sie befinden sich ja gerade darauf. Doch versuchen Sie sich einmal in einen Zuschauer hineinzuversetzen, der dieses Bild zum ersten Mal auf einer Leinwand sieht: Ist ihm sofort klar, dass es sich um eine Website handelt?

Ich habe diesen Screenshot noch um einen Mauszeiger ergänzt, damit man versteht, warum das Menü aufgeklappt ist. Ist Ihnen das gleich aufgefallen? Wahrscheinlich nicht. Und sehr wahrscheinlich werden einige Zuschauer, die diese Folie zum ersten Mal sehen, nicht sofort an „Website“ denken. Das muss erklärt werden.
Auf der nächsten Folie habe ich den Screenshot meiner Website codiert, schauen Sie mal:

Hier habe ich den Screenshot meiner Website in die Bildschirme verschiedener Endgeräte montiert, mit denen man im Internet surfen kann. Durch diesen Code ist es wahrscheinlicher, dass die Zuschauer gleich an „Website“ denken, wenn sie diese Folie sehen.
Sie merken: Der richtige Code hat etwas mit Wahrscheinlichkeiten zu tun. Sie können mit Ihrem Präsentationsdesign steuern, dass wahrscheinlich die meisten Zuschauer die Folien so interpretieren, wie Sie es im Sinn haben. Absolut sicher können Sie jedoch nicht sein. Im Zweifel müssen Sie durch ergänzende Stichworte auf der Leinwand, durch Ihren Redetext oder durch gezieltes Nachfragen dafür sorgen, dass Ihre Botschaften verständlich sind und auch wirklich ankommen.
Beispiel 3: Kreisdiagramm
Das Kreisdiagramm (auch: „Tortendiagramm“) auf der folgenden Folie sieht doch toll aus! Es ist dreidimensional, richtig plastisch. Die Oberfläche glänzt hochwertig und das weiße Segment, um das es wohl vor allem geht, ragt dynamisch aus der Torte heraus. Beeindruckend, oder?

Dieses Kreisdiagramm habe ich in der Präsentation eines Kunden gesehen, der damit etwas verkaufen will. In seiner Branche sind Vertrauen und Transparenz besonders wichtig, weil es um langfristige Partnerschaften und um sehr viel Geld geht. In diesem Zusammenhang ist die Folie falsch codiert. Denn durch den edlen 3D-Look werden die Zahlen verzerrt dargestellt: Der Anteil, der für 20 Prozent stehen soll, sieht eher wie 25 Prozent aus. Das ist Augenwischerei, das Gegenteil von Transparenz.
Wenn Sie vermitteln wollen, dass Sie ein vertrauenswürdiger Geschäftspartner sind, dann stellen Sie die Zahlen und Fakten klar, deutlich und ohne Schnörkel dar. Auf der nächsten Folie sehen Sie das Kreisdiagramm noch einmal:

Durch die flache, zweidimensionale Grafik werden die Größenverhältnisse korrekt wiedergegeben. Das weiße Segment beginnt oben bei 12 Uhr, so dass der Betrachter die Größe des Anteils noch besser abschätzen kann. Das ist gutes Präsentationsdesign mit einem klaren Code, der verständlich ist und leicht entschlüsselt werden kann.
Fazit
Die richtige Codierung einer PowerPoint-Folie ermöglicht es den Zuschauern, die Inhalte schnell zu entschlüsseln und einzuordnen. Je klarer und konsistenter der Code, desto besser. Der Code transportiert außerdem Zusatzinformationen wie Tonalität, Wertigkeit und Stimmungen. Er hat Einfluss darauf, wie die Zuschauer die Folie interpretieren. Es ist daher nicht immer einfach, den richtigen Code zu finden und umzusetzen.
Tipp: Zeigen Sie rechtzeitig vor Ihrer Präsentation die Folien einem Testpublikum und fragen Sie, was verstanden wird und wie die Bilder wirken. So überprüfen Sie, ob mit dem Code alles in Ordnung ist und Sie verständlich präsentieren.